Alles rund um die Glocken der Johanneskirche
Vorhandene Glocken:
- Bet-Glocke
Schlagton: 'f'
Herstellung: 1498 durch Bonifacius Heilg
Größe: 116 cm unterer Durchmesser
Gewicht: 1100 kg
Material: Bronze
Inschrift: ”in der Ere (Ehre) unserer frawen (Frau = Maria) st. sebastian (alter Name der Kirche) lud (läut) ich osanna hais ich bonifacius heilg gos mich anno domini 1498“
Hochrelief: Es stellt Maria im schönen faltigen Gewand dar, eine Krone auf den Haargeflechten, die sich über die Schultern bis zur Hüfte herablegen. Auf dem Arm trägt sie das Kind, das sich in lebhaften Bewegungen an ihre Brust schmiegt. Unter sich hat Maria die Mondsichel, um sich den Strahlenkranz.
- Kreuz-Glocke
Schlagton: 'b'
Herstellung: 1949 durch Heinrich Kurtz, Stuttgart
Größe: 86 cm unterer Durchmesser
Gewicht: 391 kg
Material: Bronze
Inschrift: ”Ich lebe und ihr sollt auch leben“
Zum Andenken an die Gefallenen und Vermissten unseres Kirchspiels aus dem schrecklichen Kriege 1939-1943
Hochrelief: Kreuz
- Tauf-Glocke
Schlagton: 'd'
Herstellung: 1949 durch Heinrich Kurtz, Stuttgart
Größe: 68 cm unterer Durchmesser
Gewicht: 192 kg
Material: Bronze
Inschrift: vorne: O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort
hinten: Zwei von uns nahm zweimal Weltkriegssturm
Nun rufen wir wieder zu dritt vom Turm
Hochrelief: Chi Rho (griech: X-P; dt: Ch-R), das Ch-R-istus-Zeichen
Aus der Geschichte
1917 mussten die beiden kleineren Glocken aus dem Jahr 1893 der Glockengießerei Kurtz, Stuttgart, mit den Inschriften ”Ehre sei Gott in der Höhe“ und ”Friede auf Erden“ kriegsbedingt abgegeben werden.
Die beiden 1922 erneuerten Glocken mussten dann bereits 1940 erneut für die Rüstungsindustrie abgegeben werden.
1949 wurden die beiden Glocken dann wieder ersetzt und tun bis heute ihren Dienst.
Zum Dienst der Glocken
Lange vor der Orgel wurden Glocken zum typischen Musikinstrument der Kirche. Martin Luther verbindet 1524 das Bekehrungs-Wort aus Joel 2,12 mit dem Dienst der Glocken:
”Rufet, rufet, ladet das ganze Volk, läutet mit allen Glocken, wie es bei uns zu geschehen pflegt, dass das ganze Volk höre, die Verwüstung aufzuhalten.“
Neben dem Ruf zum Gottesdienst, der Anzeige bestimmter liturgischer Vorgänge beim Gottesdienst und dem Gebetsläauten, gab es zu Luthers- Zeiten (bis in die Mitte des 20 Jahrhunderts hinein) auch noch den Gebrauch zum Wetterläuten. Auch in diesem Dienst sah Luther eine wesentlich religiöse Dimension:
Dass man dadurch erinnert würde, Gott zu bitten, uns die Früchte der Erden behüten.
Kurz: Nach reformatorischem Verständnis rufen die Glocken zum Gottesdienst, zum Hören des Wortes Gottes und zum Gebet. Die Glocken haben Zeugnischarakter: Die Glocken mahnen den Herrschaftsanspruch Gottes über seine ganze Schöpfung an und erinnern an den Missionsauftrag Jesu, hinzugehen in alle Welt. Beides beginnt bei uns. Wir sollen beim Klang der Glocken innehalten und uns selbst dem Herrschaftsanspruch Gottes im Gebet unterstellen.
Die Tageszeit
Um die Tageszeit anzuzeigen, schlägt ein Hammer auf die Glocke
Für religiöse Angelegenheiten aber wird die Glocke in Bewegung gesetzt, damit der Klöppel den Ton geben kann
Die Bet-Glocke läutet zu den besonderen Gebetszeiten des Tages
Morgens
Keiner soll ohne das morgenliche Gebet an seine Arbeit gehen. Der morgendliche Ruf erinnert aber gleichzeitig auch an die Auferstehung Christi, der aus der Nacht des Todes erstand (deshalb auch nicht die Kreuz- /Schiedglocke!). Das morgendliche Aufstehen ist also Vorab-Bild unserer Auferstehung am jüngsten Tage.
Mittags
1456 wurden das Mittagsgebet wegen des Türkeneinfalls von Papst Calixt III angeordnet (Eroberung Konstantinopels 1453)! Auch in der ev. Kirche kam noch lange danach der Begriff Türkenglocke vor. Erst 1690 wird sie auch Bußglocke genannt. Sie mahnt aber weiterhin zum Gebet um beständige Erhaltung des Friedens und um die Erhaltung der Kirche und des Wortes Gottes gegen die antichristlichen Mächte. In Simmersfeld hat das Mittagsläuten keine Tradition! Ob nicht auch ohne Glockengeläut für den Frieden in der Welt gebetet werden kann?
Abends
Am Abend ruft die Bet-Glocke zum Dankgebet über einen gelungenen Tag und zur Bitte für die Erhaltung der Arbeitskraft, der Gesundheit und dem Schutz für die kommende Nacht, aber auch zur Erinnerung an die eigenen Todesstunde und den jüngsten Tag.
Zum Vaterunser
Die Betglocke verbindet die zum Gottesdienst versammelte Gemeinde und die wegen Krankheit oder Alter Daheim-Gebliebenen – auch sie können nun ins Gebet einstimmen!
Die Kreuz-Glocke
Sterben Jesu
Die Kreuzglocke ist eine zweite Bet-Glocke. Sie erinnert an die Stunden des Leidens und Sterbens Jesu.
Mögliches Läuten:
9 Uhr: Kreuzigung Jesu
In Simmersfeld läutet zur Kreuzigung nicht eigens die Kreuzglocke, dafür aber um
11 Uhr: Beginn der 6. Stunde (vgl. Mt 27,45), Beginn der Finsternis und um
15 Uhr: Todesstunde Jesu (vgl. Mt 27,46)
Die Kreuz-Glocke als Schiedglocke
Sie gibt den Tod eines Gemeindeglieds bekannt. Sie mahnt zur Fürbitte für den Verstorbenen und erinnert an den eigenen Tod.
Die Taufglocke
Zur Taufe
Sie wird beim Taufakt geläutet. Die zu Hause gebliebene Gemeinde soll für den Täufling beten.
Das Gottesdienstgeläut
1 Stunde vor Gottesdienstbeginn erschallt die Kreuz-Glocke
Eine 1/2 Stunde vor Gottesdienstbeginn erschallt die Bet-Glocke
Unmittelbar vor Gottesdienstbeginn rufen alle Glocken die Menschen zum Gottesdienst zusammen
Läuteordnung für Simmersfeld - am 17.05.2004 vom KGR beraten und beschlossen
Glockenbezeichung
Bet- und Vaterunser-Glocke
Kreuz- und Schiedglocke
Taufglocke
Läutdauer
Bet- und Kreuzläuten: 3 min
alle Gottesdienste (auch Hochzeiten): 7 min (3-2-1)
Beerdigungen in Simmersfeld: 4 min
Einläuten der Sonn- und Festtage: 9 min
Läutevorgang
Die Glocken werden in der Reihenfolge Taufglocke – Kreuzglocke – Betglocke in Abständen von etwa 15 Sekunden nacheinander eingeschaltet. In gleicher Reihenfolge geschieht das Ausschalten, so dass die Betglocke als letzte ausklingt.
Tägliches Bet- und Kreuzläuten
Betläuten
6 Uhr (Gott den Tag anbefehlen)
18/20 Uhr, Winter-/Sommerzeit, auch an Sonn- und Feiertagen (Gott den Tag wieder zurück in seine Hände legen)
Kreuzläuten
Das Kreuzläuten entfällt an den Sonntagen zur Erinnerung an die Auferstehung.
11 Uhr zu Beginn der Finsternis
15 Uhr zur Todesstunde Jesu
Freitags läutet neben der Kreuzglocke auch die Betglocke (wöchentliche Begehung des Karfreitags).
Nach dem Läuten zum Sterben Jesu an Karfreitag schweigen die Glocken bis zum Einläuten des Osterfestes am Karstamstag.
Gottesdienste
Für Sonn- und Festtage:
Einläuten am Vortag, 17.30/19.30 Uhr, Winter-/Sommerzeit, mit den Glocken 3-2-1, 9 min
Als Ruf, nun mit der Arbeit inne zu halten, um sich auf den Sonntag einzustimmen.
1. Zeichen - 1 Stunde vor Beginn: Kreuz-Glocke, 3 min
2. Zeichen - 30 min vor Beginn: Bet-Glocke, 3 min
3. Zeichen/Zusammenläuten - unmittelbar zu Beginn: Glocken 3-2-1, 7 min
Während den Taufen: Taufglocke
Während des Vaterunsers: Betglocke
Sonderläuten
Überführungsläuten zum Friedhof
Kreuz-Glocke, 10 min
Beerdigung
Zeichenläuten wie zu Gottesdiensten
Zusammenläuten: Glocken 3-2-1, 4 min
Neujahrsläuten
01.01. 0.01 Uhr, Glocken 3-2-1, 13 min